Elternmitwirkung am Gymnasium Carolinum


05.03.2014

Stellungnahme des Schulelternrates zur Arbeitszeiterhöhung der Lehrer


Am 21.02.2014 wurde eine gekürzte Version einer Stellungnahme des Schulelternrates in der NOZ veröffentlicht. Hier können Sie den kompletten Text nachlesen.
Kategorie: Allgemein
Erstellt von: admin

 

Eltern unterstützen die Lehrer.

 

 

Der Schulelternrat des Gymnasiums Carolinum Osnabrück begrüßt grundsätzlich den politischen Ansatz der Niedersächsischen Landesregierung, der Bildung landesweit einen höheren Stellenwert beizumessen.

 

Fragwürdig erscheint in diesem Zusammenhang allerdings die beabsichtigte Entscheidung, die Arbeitszeit der Lehrkräfte an Gymnasien um eine Schulstunde zu erhöhen.

 

Gerade in Zeiten, in denen von allen Lehrkräften des Landes erhöhte Anstrengungen und ein erhöhtes Engagement gefordert sind, um z. B. die anstehenden Aufgaben der Inklusion bewältigen oder auch den heutigen globalisierten Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft gerecht werden zu können, ist aus unserer Sicht die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für die Gymnasiallehrer eher als kontraproduktiv zu bezeichnen.

 

Besonders schlimm werten wir den Wortbruch der Landesregierung, dass bis zur Rückzahlung der von den Lehrkräften seit 1998 geleisteten unbezahlten Zusatzstunden (Stichwort: Lebensarbeitszeitkonto) keine Arbeitszeiterhöhung vorgenommen werden sollte. So haben viele Lehrer lange Zeit zwei Unterrichtsstunden pro Woche mehr gearbeitet, ohne dass diese jetzt voll zurückgegeben werden.

 

Lehrerinnen und Lehrer, auch diejenigen an den niedersächsischen Gymnasien, leisten im Rahmen ihres Bildungsauftrages eine hervorragende, von großer Professionalität und Motivation geprägte Arbeit zum Wohle der Schüler, letztlich auch zum Wohle unserer Gesellschaft und unseres Gemeinwesens. Über den Unterricht hinaus investieren sie zusätzliche Stunden für Unterrichtsvorbereitungen, für schulische Zusatzangebote (u. a. Theaterbesuche, Schüleraustausch…), Konferenzen, Elternarbeit… Die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit der Lehrkräfte entspricht so der eines anderweitig Beschäftigten des öffentlichen Dienstes oder der freien Wirtschaft.

 

Die reine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung ohne zeitgleiche Perspektive einer adäquaten Kompensationsmöglichkeit muss so als demotivierend bezeichnet werden; die bisherigen Vorschläge seitens der Niedersächsischen Kultusministerin, u. a. die zusätzlichen Unterrichtsstunden in anderen Bereichen einzusparen, sind im Hinblick auf eine eigentlich gewünschte Verbesserung der Unterrichts- und Schulqualität unserer Einschätzung nach wenig hilfreich und sicherlich nicht zielführend.

 

Ein weiterer Punkt ist in der bisherigen öffentlichen Diskussion leider immer zu kurz gekommen, für uns als Schulelternrat aber sehr wichtig: Durch die Erhöhung der Sollstundenzahl werden den niedersächsischen Gymnasien bewusst Planstellen entzogen, was jungen Menschen den möglichen Einstieg in den Schuldienst nach Studium und Referendariat erheblich erschweren wird.

 

Auch den Vergleich mit anderen Bundesländern brauchen die niedersächsischen Lehrer nicht zu scheuen. Durch unterschiedliche Altersermäßigungen und Entlastungsstunden z.B. für Leistungskurse und Klassenleitungen arbeiten die Lehrer in Bundesländern mit höherer Sollstundenzahl in Wirklichkeit nicht mehr als die niedersächsischen Lehrer. Dies bestätigen auch unabhängige Arbeitszeitstudien.

 

Die Personalversammlungen eines Großteils der niedersächsischen Gymnasien haben sich mittlerweile zu einer Aussetzung der Klassen-, Kurs- und Studienfahrten als Kompensation der zukünftig erhöhten Unterrichtsverpflichtung entschlossen. Dies ist, so Andreas Hebbeler (Vorsitzender des  Schulelternrates des Carolinums) verständlich, wenn auch nicht im Interesse unserer Kinder. Gerade Klassenfahrten dienen in besonderem Maße der Entwicklung und Stärkung der Sozialkompetenz unserer Kinder.

 

Der Schulelternrat des Gymnasiums Carolinum Osnabrück fordert daher die Niedersächsische Landesregierung auf, ihre bisherigen Beschlüsse zur Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für die Gymnasiallehrer zu überdenken und zurückzunehmen.

 

Der Vorstand des Schulelternrates des Gymnasiums Carolinum